Dienstag, 30. Juli 2013

BLANCHE (2)

Eine Wiese, ein Tisch mit köstlichen Speisen, Rotweinlaschen, eine ist umgefallen, darüber ein Sonnensegel, ein Schminktisch, Puderdosen. Michel de Bergerac macht sich vor dem Spiegel zurecht. Sein Hemd ist voller Rotweinflecken. Wir sehen de Bergerac bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Frauen und Wein. Eine vollbusige Magd schenkt ihm nach. Sein Degen steckt in der Wiese und bewegt sich im Wind. Er grabscht vergeblich nach der Magd.
-Aber Sire!
De Bergerac rappelt sich hoch, stolpert über seinen Degen und flucht.
-Mehr Wein, Weib!
Da taucht ein Reiter auf. Es ist Antoine de Fleur. Er hält de Bergerac eine Flasche Wein hin.
-Schaut mal, was ich da hab'! Reserve du Roi.
-Wo habt Ihr den her?
-Habe gestern einen Transport von Le Vieux überfallen. Es gab Tote.
-Und?
-Hört, de Bergerac, das Volk leidet, und Ihr freßt und sauft.
-Das Volk kann mich mal!
-Nun, wenn Euch das nicht rührt....Le Vieux hat die Jungfer Blanche auf die Festung bringen lassen. Beeilt Euch, de Bergerac, Ihr braucht immer so lange!
-Mein Degen, mein Schminkzeug, die Bürsten, bin gleich soweit.
Sie preschen los. Da tauchen in ihrem Rücken die Häscher von Le Vieux auf.
-Ich habe einen genialen Plan, de Fleur. Ihr reitet nach Osten, ich nach Westen.
-Ihr seid wahrlich ein Genie, de Bergerac!
Dummerweise folgen alle Häscher de Fleur.
-Armer de Fleur, er hat immer so viel Pech!
(...)
Am Abend kommt de Bergerac an einem einsamen Gehöft an.
-Heda, Wirt, Wein, was zu essen, Deine Tochter, schnell!
-Aber Sire, sie ist noch so jung.
-Sieht er diesen Degen, Kerl?
Der Wirt holt dienstbeflissen die Tochter.
-Verschwinde, wir wollen alleine sein!
De Bergerac war ein großer Zecher vor dem Herrn, der allerdings nie bezahlte.

Am nächsten Morgen wacht de Bergerac verkatert auf. Die Sonne scheint durchs Fenster. Er liegt mit Stiefeln im Bett. Neben ihm die Tochter des Wirts. Von draußen tönt es:
-De Bergerac, wir wissen, daß Ihr da drinnen seid. Das Haus ist umstellt. Euer Spiel ist aus!
Er geht ans Fenster:
-Ha, ihr Knechte, ihr glaubt, mich fangen zu können, mich Michel de Bergerac?
-Wir haben Euren Spießgesellen Antoine. Er sitzt in der Festung. Ergebt Euch!
-Niemals!
Schüsse fallen. Die Tochter des Wirts kreischt.
-Still, Weib!
Die Häscher dringen ins Haus ein. De Bergerac schießt. Einer fällt zu Boden.
-Ha, nur noch 5!
Die anderen stürmen die Treppe hoch. De Bergerac wirft den Nachttopf nach ihnen.
-Nehmt das.!
Ein weiterer Häscher nähert sich. De Bergerac macht eine Finte, einen Ausfall und sticht zu.
-Nur noch 3!
-4!
-Stimmt, 4!
De Bergerac tut nun das einzig Vernünftige, wenn es brenzlig wird: er türmt. Er stürmt ins Schlafgemach zurück und klettert aus dem Fenster. Die Tochter des Wirts kreischt wieder.
-Still, dummes Weib!
Er pfeift, und da kommt schon sein treues, intelligentes Pferd Heloise. Er schwingt sich in den Sattel.
-Opp, opp, ma chère!
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R.

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