Mittwoch, 6. November 2013

RUBRIK "VERRÜCKTE WISSENSCHAFTLER"

DAS WAREN NOCH IDEALISTEN!

"ALFRED RUST, Jahrgang 1900, gebürtiger Hamburger-heute ein Experte von internationalem Rang-, ist ein Selfmademan seiner Wissenschaft."
(RUDOLF PÖRTNER: BEVOR DIE RÖMER KAMEN, Droemer, Knaur, Ludwigsburg, Augsburg, S. 115)
Rust wuchs in extremer Armut auf. Der Vater war früh verstorben und die Mutter mußte zwei Kinder durchbringen. Das Geld reichte "hinten und vorne" nicht. Nach dem Krieg machte er eine Lehre als Elektriker. Doch auch das Geld, das er verdiente, reichte gerade so. Rust mußte lange sparen, um sich z.B. einen gebrauchten Photoapparat und ein altes Fernglas zu kaufen. Wissensdurstig wie er war, belegte er fleißig Abendkurse. Eines Tages nahm der Urgeschichtler GUSTAV SCHWANTES sich des jungen Studiosus an. Zunächst erforschte er die Gegend um Ahrensburg auf "sonntäglichen Radtouren", doch dann entschloß er sich, im Namen der Wissenschaft  mit dem Fahrrad nach Syrien zu fahren! Das war im Jahr 1930. RUST erklärte:
"Er habe ein Fahrrad, eine Zeltausrüstung und etwas erspartes Geld, mehr brauche er für das Unternehmen nicht, erklärte er dem erstaunten SCHWANTES. Und ohne das Kopfschütteln seiner Freunde zur Kenntnis zu nehmen, begann er die bescheidenste Expedition auszurüsten, welche die Chronik der prähistorischen Wissenschaft verzeichnet. Anfang September fuhr er los-mit dem Fahrrad direkt in die Urgeschichte."
Distanz: 4500 km
Reisezeit: 3 Monate
Geld pro Tag: eine Mark! (dafür bekommt man nicht einmal die Luft aufgepumpt)
erste Station am Reiseziel: dänisches Krankenhaus wegen Ruhr
erste Aktion: Grabungen bei den Jabrudhöhlen; Entdeckung einer "der bedeutendsten steinzeitlichen Fundstätten des Vorderen Orients."
1931: wieder zurück in Hamburg; selbstgestellter Auftrag erfüllt
In den folgenden 3 Jahren machte RUST diesen Höllentrip noch drei Mal! Chronischer Geldmangel zwang ihn, im Nebeker Krankenhaus elektrische Leitungen zu legen.
Lohn der Arbeit: Erforschung der sog. Ascalon-Kultur (nie gehört!)
Dann hatte er plötzlich genug von der Radfahrerei und wandte sich der Erforschung der heimischen Gefilde zu. Er begab sich nun auf die Suche der "Knochenwerkzeuge der Menschen der Eisenzeit".
Auch ein schönes Ziel.
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Es lebe der Idealismus!